Literatur-Cafe - Meine Geschichten

Annette von Droste-Hülshoff - Ein Jahrhundert zu früh geboren

Annette geboren am 12. Januar 1797 (lt. Annette von Droste Gesellschaft e.V.) in Hülshoff bei Münster (Galiastro gibt den 10. Januar 1797 und 9 Uhr an). Ich habe den 12.Januar 1797 und die Uhrzeit 9 Uhr genommen. Unterschied - am 12. Januar steht der Mond im Krebs H.5/6 Opp. Lilith, am 10. Januar steht der Mond in den Zwillingen H.4.

Die astrologischen Zuordnungen setze ich im Text in Klammer.

Drosterad2

Annette wird am 12. Januar 1797 in Hülshoff bei Münster geboren. Es ist ein Jahr in dem Napoleon Kriege führt, Schiller und Goethe schon fleißig schreiben und auch Mary Shelley und Heinrich Heine geboren werden. Ricarda Huch nennt sie die größte Dichterin Deutschlands. Dieses Land ehrte sie mit ihrem Bildnis auf dem 20 Mark Schein und einer 1DM Briefmarke.

Kinderzeit und Jugend

Als Siebenmonatskind wird sie zuerst als lebensunfähig (Pluto in 1) eingeschätzt. Doch der Vater prophezeit der Mutter an ihrer Wiege: "Sie ist ein Vögelchen mit wundersamem Gefieder, das sein Leben lang im silbernen Käfig wird hausen müssen. Es wird länger leben, als du und ich und alle die gerade auf dieser Burg atmen".

Der zu früh geborene Dichter (1.Vers)

Acht Tage zählt' er schon, eh ihn

Die Amme konnte stillen,

Ein Würmchen, saugend kümmerlich

An Zucker und Kamillen.

Statt Nägel nur ein Häutchen lind,

Däumlein wie Vogelsporen,

Und jeder sagte: »Armes Kind!

Es ist zu früh geboren!«

 

Annette ist ein intelligentes Kind, aufgeweckt und neugierig (Wassermann AC, sowie Merkur Wassermann). Sie schreibt mit sieben Jahren ihr erstes Gedicht. Ein Onkel nennt sie eine zweite Sappho. Diese war nicht nur Dichterin, sondern sie unterrichtete auch junge Frauen in musischen Fächern wie Poesie, Musik, Tanz und Gesang. Also waren diese Talente auch bei Annette wohl früh erkennbar (Schütze Venus in 10). Mit zwölf Jahren wird sie gebeten Beiträge für ein poetisches Tagebuch zu schreiben. Dies, sowie die Lektüre von Goethe und Schiller verbietet ihr die Mutter. Annette zeigt schauspielerische Talente bei einer Theateraufführung, doch auch diese Auftritte werden von der Mutter untersagt (Schütze Venus opp. Saturn), da bei Annette die Gefahr einer »Nervenreizung« bestünde.

Ich denke, dass ein starker Wille und Wutausbrüche ( Mondkn. 5/11, Steinbock Sonne sextil Mars/Fische, AC und Merkur Wassermann) in der damaligen Zeit so bezeichnet wurden und Annette durch die Verbote gezwungen wurde, den Vorstellungen der Mutter und der Familie/Gesellschaft zu genügen. Die Mutter forderte Gehorsam (Saturn in 4). Der Vater (Sonne 12) spielte Geige, pflegte Vögel und züchtete Blumen, hat ihr sicher die musischen Talente vererbt. Die Kinder lieben ihn, die Mutter ist die Regentin. Annette probierte es mit 15 Jahren mit der Musik und »wirft sich mit aller Heftigkeit ihres Charakters auf's Componieren«.

Sie lernt 1813 Catharina Busch, später verheiratete Schücking kennen, die ihr Dichteridol wird. Auch macht sie in diesem Jahr die Bekanntschaft mit Wilhelm Grimm (Sein Saturn sitzt auf ihrem AC, sein Steinbock Mond ist in Opp. zu ihrem Krebs Mond). Sie nennt ihn »Unwill«. Er beklagt sich über sie, »sie wolle brillieren und dränge sich in den Vordergrund, wäre nicht so sanft und still, wie es sich für junge Damen ihres Standes schickt«(Wassermann AC, Schütze Venus in 10, Mond Opp Lilith, Mondkn. 5/11). Sie schreibt ihr erstes Stück mit dem Titel »Bertha oder die Alpen«. Darin thematisiert sie das Rollenverhältnis von Frau (Venus Schütze in 10) und Mann (Mars Fische in 1). Auch entsteht kurz darauf das Gedicht:

Unruhe (in Ausschnitten)

Anfang

Laßt uns hier ein wenig ruhn am Strande,

Phoibos' Strahlen spielen auf dem Meere

Siehst du dort der Wimpel weiße Heere?

Reis'ge Schiffe ziehn zum fernen Strande.

 

Realität -

Rastlos treibt's mich um im engen Leben,

Wunschdenken - AC Wassermann

Und zu Boden drücken Raum und Zeit,

Freiheit heißt der Seele banges Streben

Und im Busen tönt's Unendlichkeit

 

Schluß = Anklage

Fesseln will man uns am eig'nen Herde,

Uns're Sehnsucht nennt man Wahn und Traum,

Und das Herz, dies kleine Klümpchen Erde,

Hat doch für die ganze Schöpfung Raum!

 

Leidenschaftliche Liebe

1818 lernt sie bei Verwandten Heinrich Straube geb. 2.1.1794 (seine Sonne verschwindet in Annettes 12. Haus), Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde kennen. Heinrich fühlt sich zu dem »Enfant terrible« hingezogen und es entstehen »zarte Bande« zwischen den Beiden, die dann einer Familienintrige zum Opfer fallen. Annette fühlt sich auch zu August von Arnswald geb. 13.8.1798 (seine Sonne sitzt in Annettes 7. Haus) hingezogen, der ein Studienkollege ihres Onkels und Heinrich Straubes ist. Der wird entsandt, um die Liebe Annettes zu Straube auf die Probe zu stellen. Sie liebt Heinrich, doch Arnswald erweckt in ihr leidenschaftliche Reaktionen. Sie wird bloß gestellt und beide Männer ziehen sich von ihr zurück.

Annettes Liebessommer wird von Karen Duve in dem Roman »Fräulein Nettes kurzer Sommer« wunderbar beschrieben. Gegen Ihre große bevormundende Familie und den Mainstream der Zeit, wie eine Frau sein sollte hat, hatte die »Nervensäge« keine Chance und Straube glaubte den Worten der Freunde mehr als ihren Beteuerungen. Anette selbst verarbeitet die Enttäuschung im Gedicht »Die Taxuswand«. Annette fühlt sich verraten (Uranus und Chiron in 7) und zieht sich mit Mutter und Schwestern zurück auf den kleinen Edelhof Rüschhaus, da nach des Vaters Tod der Bruder das Schloss erbte. Fast 10 Jahre dichtet sie nicht mehr und findet dann doch wieder zu ihrem eigenen Wort, dem Zauberwort (Neptun in 8).

Die Taxuswand (2 Verse)

Denn jenseits weiß ich sie,

Die grüne Gartenbank,

Wo ich das Leben früh

Mit glühen Lippen trank,

Als mich mein Haar umwallte

Noch golden wie ein Strahl,

Als noch mein Ruf erschallte,

Ein Hornstoß durch das Tal.

 

Das zarte Efeureis,

So Liebe pflegte dort,

Sechs Schritte - und ich weiß.

Ich weiß dann, daß es fort,

So will ich immer schleichen

Nur an dein dunkles Tuch

Und achtzehn Jahre streichen

Aus meinem Lebensbuch.

 

Zauberworte

Die Sonne im 12. Haus, Neptun im 8.Haus mit einem Wassertrigon zu Mond und Jupiter, statten Annette mit einer Vorliebe für das Geheimnisvolle, Schaurige und Schicksalhafte ja auch das Gespenstische aus. Sie verwendet in ihrem Werk oft die Worte Traum, Spiegel, Zauberspiegel. Mein Lieblingsgedicht ist:

Das Spiegelbild (1.Vers)

Schaust du mich an aus dem Kristall,

Mit deiner Augen Nebelball,

Kometen gleich die im Verbleichen;

Mit Zügen, worin wunderlich

Zwei Seelen wie Spione sich

Umschleichen, ja, dann flüstre ich:

Phantom, du bist nicht meinesgleichen!

Leidenschaft und dichterischer Erfolg

Nachdem Annettes Schwester Jenny den Freiherrn von Laßberg heiratet, lebt Anette bei ihnen in der Burg in Meersburg. Der Bodensee wird ihre zweite Heimat. Vom Honorar ihres zweiten Gedichtbandes kauft sie sich inmitten der Weinberge das »Fürstenhäusle« in Meersburg. Dort erlebt sie ein kurzes Liebesglück mit dem sehr viel jüngeren Levin Schücking geb. 6.9.1814 (seine Sonne fällt in Annettes 7. Haus), dem Sohn ihrer verstorbenen Freundin Katherine Schücking. Levin Schücking war Schriftsteller und Journalist, war Redakteur bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung und Leiter des Feuilletons der Kölnischen Zeitung. Er stellt für Annette wichtige Kontakte zu Verlagen her. Leider steht die Familie weiterhin nicht hinter ihrer Dichtung und bezeichnet ihren ersten Gedichtband als »reinen Plunder«. In einer Rezension schreibt Levin Schücking » …denn ihr Geist hat wirklich die Genialität eines Mannes« auch lobt er »Ihr poetisches Intuitionsvermögen, welches Frauen immer in geringem Grad besitzen«.

Gedicht an Levin Schücking (1. und 3. Vers)

O frage nicht, was mich so tief bewegt,

Seh' ich dein junges Blut so freudig wallen,

Warum, an deine klare Stirn gelegt,

Mir schwere Tropfen aus den Wimpern fallen.

 

So wenn ich schaue in dein Antlitz mild,

Wo tausend frische Lebenskeime walten,

Da ist es mir, als ob Natur mein Bild

Mir aus dem Zauberspiegel vorgehalten

 

Nachdem sich Schücking mit Luise von Gall vermählt erkrankt Annette schwer. (Pluto in 1, Uranus in 7, Merkur Trigon Chiron)

Lebt Wohl (die ersten drei Verse) 

Lebt wohl, es kann nicht anders sein!

Spannt flatternd eure Segel aus,

Laßt mich in meinem Schloß allein,

Im öden geisterhaften Haus.

 

Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch

Und meinen letzten Sonnenstrahl;

Er scheide, scheide nur sogleich,

Denn scheiden muß er doch einmal.

 

Laßt mich an meines Seees Bord,

Mich schaukelnd mit der Wellen Strich,

Allein mit meinem Zauberwort,

Dem Alpengeist und meinem Ich.

 

In ihren letzten Jahren ist Annette sehr krank. Sie kann ihre Briefe nur noch in kleinen Absätzen schreiben. Am 24.Mai 1848 stirbt sie in Meersburg. Als Todesursache wird in verschieden Quellen Lungenentzündung oder Herzversagen genannt. (Mars und Jupiter laufen in eine Opp. zu ihrer rad. Sonne, laufender Mond Wassermann auf ihrem AC, Pluto sextil Pluto gradgenau).

Letzte Worte

Geliebte, wenn mein Geist geschieden,

So weint mir keine Träne nach;

Denn, wo ich weile, dort ist Frieden,

Dort leuchtet mir ein ew'ger Tag!

 

Wo aller Erdengram verschwunden.

Soll euer Bild mir nicht vergehn,

Und Linderung für Eure Wunden,

Für euren Schmerz will ich erflehn.

 

Weht nächtlich seine Seraphsflügel

Der Friede übers Weltenreich,

So denkt nicht mehr an meinem Hügel,

Denn von den Sternen grüß ich euch!

Der Versuch Annettes Biographie anhand ihrer Gedichte aufzuschlüsseln, scheitert natürlich an den vielen Gedichten, die hier nicht erwähnt werden können (Jupiter in 1 Quadrat MC), da es sonst den Rahmen sprengen würde. Wäre Annette von Droste-Hülshoff tatsächlich 100 Jahre später geboren, sie hätte studieren, sich zu ihrem jüngeren Geliebten bekennen, für die Gleichberechtigung kämpfen können und hätte vielleicht den Nobelpreis für Literatur erhalten? Wer weiß? Es wäre schön, wenn Sie durch den Artikel angeregt werden in den Gedichten, in Annette's »Zauberwort« zu schmökern. Es war mir eine große Freude.

Annette von Droste-Hülshoff

Horoskopzeichnung: Galiastro

Gedichte: Annette von Droste-Hülshof »Sämtliche Gedichte« insel taschenbuch 1988

"Annette von Droste-Hülshoff am Bodensee - Ein literarischer Reiseführer" von Irene Ferchl bei Klöpfer & Meyer

"Annette von Droste-Hülshoff und ihre Freundinnen" Monika Ditz/Doris Maurer bei Turm Verlag

https://www.nach100jahren.de/category/adressaten/briefe-an-levin-schuecking/