Hier eine Geschichte aus meinem Archiv und aus der Zeit, als die Hauptpersonen des Cafes Hawelka noch lebten. Ein Dankeschön an die schöne Stadt Wien.
Cafe Hawelka
Waren Sie schon einmal im “Cafe Hawelka“ in Wien? Es treffen sich dort immer, schon seit urdenklichen Zeiten, der Mozart und der Kafka. Wenn es Neuigkeiten aus der Theater- oder Literaturszene gibt, dann erfährt man sie garantiert im Hawelka. Man plauscht bei einem „großen Braunen“ oder „kleinen Goldenen“.
Die Szenerie im Hawelka ist eher skurril. Das Ehepaar Hawelka ist ein Relikt aus vergangenen Tagen, und diese Zeiten scheinen hier stehen geblieben zu sein. Nach einem Theaterbesuch betreten Sie spät abends durch eine Schwingtür, die von einem schweren dunkelroten Samtvorhang umrahmt wird, das Cafe. Als erstes nimmt es Ihnen den Atem, da die Luft zum Schneiden ist. Der Zigarettenqualm hängt wie eine Wolke im Raum. Mit Mühe ergattern Sie einen Platz in der Nähe des Tresens. Die Sessel sind auch aus rotem Samt und sehr abgewetzt und durchgesessen. Über allem hängt ein morbider Hauch und an der Wand hängen verschiedene Tageszeitungen in der Zeitungsklemme. Der Herr Ober im schwarzen Frack mustert Sie erst, ob Sie für würdig befunden und bedient werden können. Sie bestellen einen „Einspänner“ oder eine „Melange“.
Die obligatorischen Buchteln wollen Sie natürlich auch versuchen. Der Herr Ober muss erst in der Küche fragen, ob noch Buchteln gemacht werden. Bei der Produktion dieser Speise kann man zusehen, da es keine Küchentür gibt und die Sicht frei ist. In der Küche steht eine ganz alte Frau. Man könnte meinen, dass sie jeden Moment umkippt. Sie sieht schon sehr gebrechlich aus. Doch merkt man mit der Zeit, dass sie das Regiment in der Küche hat, die Frau Hawelka. Sie macht mit der Sicherheit von mindestens 70 Jahren Buchtelerfahrung die Rohrnudeln selbst, doch wenn sie keine Lust mehr hat, hört sie auf und kein Betteln hilft, die Speise ist dann für diesen Tag ausverkauft. Sie haben Glück und bekommen die vorletzte Portion. Sie besteht aus einem schweren Hefeteig mit viel Pflaumenmus, der sehr süß ist.
Nach diesen Teilen brauchen Sie dringend einen Schnaps. Sie nehmen einen Wachauer Marillenschnaps und schwärmen in K. und K. Nostalgie. Ihre Augen schweifen durch den Raum und bleiben an vielen kleinen Bildern und Zeichnungen hängen. Berühmte Maler und Journalisten haben mit Kunst ihre Zeche bezahlt. Es wundert Sie wirklich, dass diese Bilder nach so vielen Jahren immer noch da hängen. Na ja, die Leute, die hierher kommen scheinen ehrlich zu sein. Alles in allem, fasziniert verlassen Sie, nicht ohne ein angemessenes Trinkgeld dagelassen zu haben, von einem „Küss die Hand gnä Frau“ begleitet, das Lokal.
Eins ist gewiss, wenn Sie nach Wien kommen, Sie müssen unbedingt ins Cafe Hawelka!
Auf dem Foto sind zwar keine Buchteln aber auch ein Hefe Gebäck und das Cafe Hawelka ist dieser Ort auf dem Foto auch nicht.