In vielen alten Kulturen war die Zahl Zwölf auch wieder eine Zahl der Vollkommenheit. 12 Monate ergeben das Jahr. Die 12 Tierkreiszeichen sind in drei Feuer-, drei Wasser-, drei Luft- und drei Erdzeichen aufgeteilt. Ein Horoskop besteht aus zwölf Häusern. Der Tag und die Nacht haben jeweils 12 Stunden. In der jüdischen Geschichte wächst das Volk aus zwölf Stämmen heraus.
Im Volksbrauchtum spielen die „zwölf heiligen Nächte“, auch Raunächte genannt, zwischen Weihnachten und Dreikönig eine große Rolle. Die wilde Jagd braust in diesen Nächten durch die Lüfte und man darf bestimmte Arbeiten (z.B. Wäsche waschen) nicht verrichten, da das sonst großes Unglück bringt. Die 12. Stunde in der Nacht, die Mitternacht, ist die Geisterstunde, dunkle Gestalten erwachen, haben Macht oder bringen Zauberei.
Im Märchen „Die zertanzten Schuhe“ gibt es einen König, der zwölf Töchter hat, eine immer schöner als die andere. Jede Nacht stehen 12 Paar zertanzte Schuhe vor der Tür des Prinzessinnen-Schlafzimmers. Niemand merkt etwas. Der König lässt verkünden, dass derjenige, der das Rätsel löst, eine Prinzessin zur Frau bekommt und nach des Königs Tod, das Reich erhält und selber König wird. Ein Königsohn meldete sich, da er in den 3 Nächten jedoch nichts herausfindet, da er immer eingeschlafen ist, wird ihm der Kopf abgeschlagen. Ein armer Soldat bekommt den Tipp von einer alten Frau, sich dort vorzustellen, um das Rätsel zu lösen. Sie rät ihm auch, den Wein nicht zu trinken, den er abends hingestellt bekommt. Auch gibt sie ihm einen Mantel mit, der unsichtbar macht. So kann er den zwölf Prinzessinnen um Mitternacht unbemerkt nachschleichen. - Es geht durch einen unterirdischen Gang zu einem Schloss, tief unten in einem See. Dort warten zwölf verwunschene Prinzen, die von den Prinzessinnen erlöst werden wollen, indem sie die ganze Nacht miteinander tanzen. Der Soldat nimmt in jeder der drei Nächte Beweisstücke mit. Da der Soldat das Rätsel der durchtanzten Schuhe löst, bekommt er die älteste Tochter zur Frau. Die Prinzen werden jedoch noch einmal so lange in ihrem Schloss gebannt, so oft sie mit den Prinzessinnen getanzt hatten.
XII – Der Gehängte Um Vollkommenheit zu erlangen, bedarf es vieler Erfahrungen, die auch mit Rückschlägen verbunden sind. Der Gehängte steht für eine Vertiefung des Erfahrenen. Eine Initiation steht an. Es kann auch sein, dass ein Same, der in dem numerologischen Gegenstück der Zahl III – Die Herrin - gelegt worden war, nun bald Früchte tragen soll. Doch es muss erst eine Umkehr des Bewusstseins erfolgen und eine Zeit der Ruhe und des Geduldigseins hinter sich gebracht werden. Durch Aktion ist hier bei dieser Karte nichts zu bewirken, es geht nur mit Loslassen und einer Änderung der Einstellung. Gerade so wie bei dem Märchen mit den 12 Prinzen, die zu einer weiteren Runde in ihrem Schloss, tief auf dem Grunde des Sees verbannt wurden, damit sie sich besinnen können.